Was bedeutet Sicherheit?

Ein Auszug aus “Survivor’s Guide to Sex” von Staci Haines. (Gibt’s auch auf deutsch unter dem Titel “Ausatmen.”)

Für die meisten Menschen ist Sicherheit gleichbedeutend mit sich sicher “fühlen”. Obwohl das eine Möglichkeit ist, Sicherheit in einer Situation zu beurteilen, ist sie nicht immer verlässlich. Du kannst dich in einer sehr sicheren Situation befinden und dich trotzdem unsicher fühlen, weil du dich gerade mit einem Aspekt deiner Gewalterfahrung(en) auseinandersetzt. Oder, weil du ein Trauma überlebt hast, kannst du dich in einer unsicheren Situation befinden und dich trotzdem gut fühlen. Während es auf der einen Seite wichtig ist, sich sicher zu fühlen, reicht dieses Gefühl allein nicht aus, um festzustellen, ob du sicher bist – oder sicher genug, um weiterzumachen.

Wie erkennst du, dass du in Sicherheit bist?

1) Wie fühlt sich dein Körper an?

2) Ist deine äußere Umgebung sicher und frei von Gewalt und Misshandlung? (Kein Mensch schlägt, tritt, boxt oder schubst dich. Kein Mensch beleidigt oder bedroht dich oder Personen, die dir wichtig sind.)

3) Erachtet dein_e Partner_in, dein_e Liebhaber_in oder Freund_in deine Belange, Bedürfnisse und Wünsche als genauso wichtig und relevant wie die eigenen?

4) Kann dein_e Partner_in, Liebhaber_in oder Freund_in deine Bedürfnisse wirklich erfüllen? Hat diese Person dazu das Wissen, die Fähigkeiten und die gute Absicht?

5) Hast du in diesem Moment die Macht, nach deinem eigenen Interesse zu handeln? Dich ganz um dich selbst zu kümmern?

6) Kannst du deine eigenen Entscheidungen treffen? Ohne unter Druck gesetzt, genötigt oder manipuliert zu werden?

Dir diese Fragen zu stellen ist eine Möglichkeit, um einschätzen zu können, ob du sicher bist oder nicht – selbst wenn du dich nicht unbedingt sicher fühlst.

Schreibe über Folgendes. Führe danach eine Unterhaltung mit einer befreundeten Person oder einer_m Therapeut_in über das, was du geschrieben hast.

1. Mache eine Bestandsaufnahme über dein sexuelles Selbst. Was hast du bisher sexuell erlebt? Was hat dir gefallen? Was nicht? Was weißt du über deine Sexualität? Was würdest du gerne lernen?

2. Nimm ein Stück Papier und mache drei Spalten, mit “ja”, “vielleicht” und “nein”. In die “ja”-Spalte trägst du alle sexuellen Aktivitäten ein, die du genießt oder von denen du denkst, dass du sie genießen könntest. In der “vielleicht”-Spalte listest du alle sexuellen Aktivitäten auf, die du unter bestimmten Bedingungen genießt oder möglicherweise ausprobieren möchtest. In die “nein”-Spalte trägst du alle sexuellen Aktivitäten ein, die du nicht genießt oder nicht ausprobieren möchtest. Beziehe sowohl Selbstbefriedigung als auch Sex mit anderen Menschen mit ein. Nun schau dir deine Listen an. Welche Spalte ähnelt deinem jetzigen sexuellen Leben am meisten?

3. Stelle dir eine Aktivität vor, die für dich körperlich genussvoll ist, belebend für deine Sinne. Es könnte “Gehen auf warmem Sand” sein, den Wind auf deinem Gesicht spüren, deine_n Partner_in anfassen, oralen Sex haben. Stelle dir nun vor, in dieser Situation zu sein. Was für Empfindungen hast du, wenn du diese bestimmte Lust/Vergnügen erfährst? Wo in deinem Körper fühlst du sie? Wie viel Lust/Vergnügen oder Verlangen kannst du aufnehmen?

4. Was für eine sexuelle Aktivität oder Fantasie würdest du gerne ausprobieren? Sei klar und deutlich. Was hält dich auf?