Glossar

Erklärungsversuche

▶Asexualität: Sexuelle Orientierung, bei der Menschen keinen Wunsch verspüren, sexuell mit anderen Personen zu werden und/oder sich nicht sexuell zu anderen Menschen hingezogen fühlen.

▶ BDSM: einvernehmliche Spiele, die zum Beispiel Dominanz und/oder Unterwerfung und/oder Fesseln und/oder… beinhalten.

▶ bi(sexuell): sexuelle Orientierung, bei der ein Mensch sowohl auf Frauen*◀, als auch auf Männer*◀ stehen kann. 

Manchmal auch: sexuelle Orientierung, die sich nicht auf eins von unendlich vielen Geschlechtern beschränkt.

▶ Butch: Eine Person, die ihre Geschlechtsidentität auf eine Art und Weise zum Ausdruck bringt, die eher als maskulin gilt. Der Begriff ist eine Selbstdefinition aus lesbischen Kreisen.

▶ Community Accountability (engl., etwa: Gemeinschaftliche Verantwortlichkeit): Konzept, das von Gruppen und Organisationen in den USA wie z.B. Incite! Women of Color Against Violence entwickelt wurde, mit dem Ziel einen Umgang mit Gewalt in einer Gemeinschaft zu finden – abseits von Polizei, Strafe, Gericht und anderen staatlichen Institutionen, die Gewalt und Unterdrückung aufrechterhalten. Betroffene Personen werden unterstützt, Übergriffige mit ihrem Verhalten konfrontiert um es ändern zu lernen und die ganze Gemeinschaft übernimmt Verantwortung, dass die Verhältnisse sich ändern. (Mehr zum Beispiel auf: http://www.incite-national.org )

▶ Dissoziieren: Abspalten/Trennen: sich als getrennt vom Körper erleben/vom Körper trennen, abgespalten sein von unmittelbaren Empfindungen, zb bei einem schrecklichen Erlebnis. Das ist ein Schutzmechanismus, der auch bei Flashbacks◀ wieder auftreten kann.

▶ Drag: Kleidung, Make-Up und Verhalten, die gesellschaftlich z.B. als feminin oder maskulin gelten, als Kunstform tragen/zeigen und mit Gender-Erwartungen spielen.

▶ DIY: Do it yourself: selbstgemacht, selbstorganisiert

▶ empowernd: (be)stärkend, befähigend, aufbauend

▶ Femme: Eine Person, die sich Feminität bzw. Dinge/Verhaltensweisen, die eher als feminin gelten, entgegen aller Abwertung widerständig aneignet und positiv besetzt. Der Begriff ist eine Selbstdefinition aus lesbischen Kreisen.

▶ Femme-Feindlichkeit/Feminitätsfeindlichkeit: Abwertungen von Femmes◀ & von Dingen & Verhaltensweisen, die gesellschaftlich als feminin gelten

▶ Fetisch: hier: ein bestimmter Gegenstand, Material, Körperteil oder eine Handlung, die gesellschaftlich eher nicht mit Sex in Verbindung gebracht werden und welche eine Person besonders sexuell erregend oder übertoll findet.

Fetischisieren: hier: Wenn eine Person Menschen für eine ganz bestimmte Sache heiß/spannend findet (und sie darauf reduziert), die mehr mit ihren eigenen Vorstellungen/Erwartungen/Vorurteilen zu tun hat als mit den Menschen selbst.

▶ Flashback:  Zurückversetzt-werden/Zurückgeworfen-werden in frühere Gefühlszustände: Wiedererleben von traumatischen Erlebnissen/schlimmen Situationen aus der Vergangenheit

▶ Frauen* / Männer* / Typen*: Das Sternchen soll verdeutlichen, dass es sich hierbei um ausgedachte Kategorien handelt, die aber reale und heftige Auswirkungen haben. Das Sternchen ist eine Einladung, die engen, gesellschaftlich herrschenden Vorstellungen darüber, was und wie “Frauen” und “Männer” sein sollen, zu hinterfragen – z.B. das Bild, was uns als erstes in den Kopf kommt, wenn wir von “Männern” oder “Frauen” lesen.

▶ Gender: englisch: “soziales Geschlecht”, (englisch sex = “biologisches Geschlecht”). Das Wort Gender betont, dass Verhalten, Rollen innerhalb der Gesellschaft, Identitäten (und Fähigkeiten) etc. nicht naturgegeben sind, sondern erst im sozialen Umfeld entstehen. Stellt auch “biologisches Geschlecht” in Frage, weil ja auch der Blick auf Körper gesellschaftlich geprägt ist.

▶ Geschlechter-Binarität/Gender-Binarität: Die Annahme, dass es genau zwei Geschlechter gäbe und Menschen entweder nur das eine oder nur das andere sein könnten.

▶ Heterosexismus: bedeutet, dass Heterosexualität in der Mehrheitsgesellschaft als selbstverständlich gilt, und damit automatisch alle Menschen, die nicht hetero leben, ausgeblendet oder als “anders” abgestempelt und abgewertet, diskriminiert werden. Auch: Homofeindlichkeit

▶ kinky: selbst gewählte Bezeichnung für Vorlieben, die innerhalb herrschender sexueller Normen nicht anerkannt sind und die abgewertet werden, z.B. BDSM◀. 

▶ Mainstream: etabliert, massenkompatibel, populär, in der Mehrheitsgesellschaft anerkannt, akzeptiert

▶ Männer*/Typen* -> Frauen*

▶ objektifizieren: Menschen als Gegenstand (der Begierde) betrachten und nicht als Persönlichkeit mit eigenen Gefühlen, Bedürfnissen…

▶ Outing: hier: Öffentlichmachung von Informationen über dich oder andere, die Diskriminierungen zur Folge haben können

▶ Patriarchat: Sexistische Gesellschaftsform, die Menschen in zwei Geschlechter einteilt, bei der Männer* in der Geschlechterhierarchie über Frauen* stehen und andere Geschlechter nicht vorgesehen sind. Verwoben mit anderen Formen von Unterdrückung haben patriarchiale Strukturen z.B. Einfluss darauf, welche Menschen Normen setzen, Zugang zu Ressourcen haben, andere kontrollieren oder repräsentieren.

▶ People of Color (PoC): Eine politische Selbstbezeichnung von Personen, die unterschiedliche Formen von Rassismus erfahren. Ein widerständiger Begriff, der sich dem weißen◀ Teile-und-herrsche-Prinzip und kolonialen Bezeichnungen widersetzt, indem er Solidarität unter den betroffenen Gruppen in den Vordergrund rückt. (mehr z.B. hier:  www.derbraunemob.de )

▶ Polyamorie: Mit mehreren Menschen zur gleichen Zeit Formen von (Liebes)Beziehungen führen, die z.B. Nähe, Vertrauen, Verbindlichkeit, Langfristigkeit und/oder Sexualität beinhalten können und die mit dem Wissen und Einvernehmen aller Beteiligten eingegangen werden.

▶ Pronomen: Wörter, mit denen wir über Personen sprechen, z.B. sie, er, sie_er, hen (=schwedisch&genderneutral), per (für Person), … oder auch einfach gar keins!

▶ “prüde”: abwertend für Menschen, die (bestimmte) sexuelle Handlungen nicht (immer/so schnell) möchten.

▶ queer: Selbstbezeichnung von und für Menschen, die nicht den gesellschaftlichen Normen & Erwartungen in Bezug auf Geschlecht, Sexualität oder Begehren entsprechen. Absichtlich ein Wort, das nicht fest definiert werden kann. Es wurde und wird auch zum Teil noch abwertend verwendet, aber wurde sich positiv angeeignet.

▶ Rape Culture/Vergewaltigungskultur: die gesellschaftlichen Verhältnisse, durch die das Ausüben sexualisierter Gewalt verharmlost, gerechtfertigt und begünstigt wird – zum Beispiel: 

  1. durch die Annahme von “Triebhaftigkeit” von Männern* und “Passivität” von Frauen*
  2. nicht Nein-sagen sei Zustimmung
  3. “victim blaming” (also Betroffenen die (Mit)Schuld geben)
  4. durch Vorurteile darüber, wie und ob welche Menschen Sex mögen, sowie die Annahme, dass Sex und Gewalt nicht immer klar voneinander abgrenzbar seien 
  5. indem moralische Vorstellungen schwerer wiegen als die Frage, ob das, was passiert ist, einvernehmlich war
  6. durch Abwertung von Feminität
  7. durch rassistische Fetischisierung◀ 
  8. Vergewaltigungsmythen◀
  9. die Unsichtbarmachung dessen, dass es bei sexualisierter Gewalt nicht um Sex geht, sondern um Machtausübung und um Festigung von Unterdrückungsverhältnissen 

Rape Culture ist überall in Witzen, Musik, Theater, Filmen, Büchern, Gesetzen, Vorstellungen, Geschichtsschreibung, Berichterstattung, Nachrichten, … 

▶ safer sex: “sichererer”, geschützterer Sex: Das beinhaltet alle möglichen Dinge, die Sex sicherer machen. Nicht nur die Verwendung von schützenden bzw. sichereren Materialien zur Verhütung von sexuell übertragbaren Krankheiten, Verletzungen und/oder Schwangerschaften, je nachdem was zutrifft. Sondern zum Beispiel auch Safewords◀ und alles, was emotionale und psychische Sicherheit gibt, zum Beispiel aufeinander achtgeben und nur das tun, was alle Beteiligten möchten. Außerdem ausreichend Informationen, um Entscheidungen treffen zu können und Risiken zu reduzieren.

▶ Safeword: Ein miteinander vereinbartes Wort, das den Abbruch der Handlung/der Situation zur Folge hat. auch: Stoppwort

▶ Safe(r) Space: Sicherer(er) Raum, Schutzraum. Ein Raum, in dem Menschen, die woanders auf unterschiedliche Weise bedroht sein können, sich sicher(er) fühlen können.

▶ Sex-positiv: Die Einstellung, dass einvernehmlicher Sex eine tolle Sache ist und deshalb zu respektieren, wie, wie oft und wie selten und mit wem Menschen Sex haben, oder dass sie keinen Sex wollen.

▶ Trigger: Ein Auslöser, der einen Flashback◀  oder andere unangenehme Gefühlszustände (die aus einer belastenden oder sehr wahrscheinlich traumatischen Erfahrung herrühren) bei einer Person hervorruft. Das kann alles mögliche sein, zum Beispiel ein Geruch, eine Wort, eine Bewegung, ein Körperteil…

▶ Typen*: siehe Frauen*◀

▶ verbal: mit Worten geäußert, durch Lautsprachen, Gebärdensprachen… zB schriftlich, gelormt, gesprochen, gebärdet. nonverbal=ohne Worte: z.B. über Körpersprache, Geräusche, …

Vergewaltigungs-Mythen: falsche oder verzerrte Annahmen über Vergewaltigung (wer, wen, wann, wo, wie, warum), die dazu dienen, Vergewaltigungen zu verharmlosen, zu verleugnen, zu legitimieren, den Betroffenen die (Mit)Schuld zu geben und sie zum Schweigen zu bringen. (Bspl für einen Mythos: das Bild des “unbekannten Täters nachts im Park”. Studien hingegen belegen, dass mindestens 2/3 aller Vergewaltigungen im sozialen Umfeld der betroffenen Person stattfinden.) Vergewaltigungsmythen sind Teil von Rape Culture◀

▶ weiß: keine “Hautfarbe”, keine Selbstbezeichnung, sondern benennt eine Machtposition innerhalb eines rassistischen Systems, nämlich die, keinen Rassismus zu erfahren. (Mehr dazu z. B. unter: www.glokal.org/was/rassismuskritik-und-kritisches-weissein )

▶ Zine: Ein selbstgebasteltes, selbstpubliziertes, kopiertes, unkommerzielles Heft. Zum Beispiel das hier!